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Experten-veranstaltung "Psychische Belastungen in der Arbeitwelt"

Am 16. Juni 2015 richtete das Sozialministerium gemeinsam mit der AK-Wien diese Tagesveranstaltung für ExpertInnen aus im Rahmen der EU-OSHA-Kampagne "Stress managen". Zunächst gab es 3 Fachvorträge, u.a. von Veronika Jakl & Sigrid Schmiedl zum Thema "Der Schlüssel zum Schloss - Maßnahmen bei der Evaluierung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz".

Hier brachten sie den §7 ASchG ("Grundsätze der Gefahrenverhütung"), das STOP-Prinzip, die Humankriterien von Arbeit und die ÖNORM EN ISO 10075-2 den ZuhörerInnen mit Praxisbeispielen und einem kurzen Animationsfilm (NAPO in "Counter stress") näher.

An Nachmittag wurde dann in 4 Workshops fleißig mit den FachexpertInnen erarbeitet, was die Erfolgsfaktoren bei Evaluierungsprojekten sind (Veronika Jakl), was es bei KMUs speziell zu beachten gilt (Sigrid Schmiedl), welche datenschutzrechtlichen Bedenken angebracht oder nicht angebracht sind und welche Spannungsfelder es bei den Präventivdiensten gibt.


Blogbeitrag auf www.gesundearbeit.at mit Download der Vorträge. Artikel in der Zeitschrift "Gesunde Arbeit" 04/2015


Offizieller Pressetext:

Anti-Stress-Kampagne der EU wendet sich an Expert/innen für psychische Belastungen in der Arbeitswelt:

Sozialministerium und AK Wien luden zur Fach-Tagung

Zur Expert/innentagung „Psychische Belastungen in der Arbeitswelt“ luden am Dienstag, 16. Juni 2015, das Sozialministerium und die AK Wien. Die Veranstaltung war Teil der laufenden EU-Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze - den Stress managen“ (www.healthy-workplaces.eu). Über 100 Expert/innen für psychische Belastungen in der Arbeitswelt informierten sich über neueste arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse sowie Präventionsmöglichkeiten für eine gesunde Arbeitswelt. Im Bildungszentrum der AK Wien im vierten Wiener Gemeindebezirk begrüßten Dr.in Anna Ritzberger-Moser, Leitung der Sektion Arbeitsrecht und Zentral-Arbeitsinspektorat, Sozialministerium, und Willibald Steinkellner, Vizepräsident AK Wien.

EU-Kampagne gegen Stress: Sensibilisierung, Vernetzung, Weiterbildung

Im April 2014 startete die Kampagne Gesunde Arbeitsplätze – den Stress managen der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA). Diese ist die weltweit größte Kampagne zum Thema Arbeitnehmer/innenschutz. Ziel ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen, arbeitsbedingten Stress erfolgreich zu managen. Nationale Anlaufstelle für die Umsetzung in Österreich ist das Sozialministerium. „Wir waren im ersten Kampagnenjahr bei der Sensibilisierung von Unternehmen und Arbeitnehmer/innen für das Thema psychische Belastungen am Arbeitsplatz sehr erfolgreich – nun ist es in aller Munde. Heute geht es uns um die Praxis der Umsetzung von Maßnahmen am Arbeitsplatz. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Weiterbildung der österreichischen Arbeitsmediziner/innen und Arbeitspsycholog/innen – denn diese spielen eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung gesunder Arbeitsplätze“, so Anna Ritzberger-Moser vom Sozialministerium, Leitung der Sektion Arbeitsrecht und Zentral-Arbeitsinspektorat.

Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen als Schlüssel zu menschengerechter Arbeitsgestaltung

„Stress und psychische Belastungen am Arbeitsplatz als ‚nicht wichtig‘ abzutun kann teuer kommen“, warnte Ritzberger-Moser. „Die Verringerung der Produktivität, die Erhöhung der Personalfluktuation, vermehrte Fehlzeiten und erhöhte Unfallgefahr führen zu massiven finanziellen Einbußen.“ AK-Vizepräsident Willibald Steinkellner hob in seinen Begrüßungsworten die hohen gesamtwirtschaftlichen Kosten von rund 3,3 Milliarden Euro jährlich, die psychische Erkrankungen neben seelischem Leid für die Betroffenen mit sich bringen, hervor. „Eine teure Rechnung, die wir alle zahlen – die Betroffenen, die Unternehmen und alle Steuerzahler/innen“, so Steinkellner. Das wichtigste Instrument zur Schaffung einer menschengerechten und humanen Arbeitswelt „im Sinne aller“ sei die Evaluierung der arbeitsbedingten psychischen Belastungen. „Es herrscht hier ein enormer Aufholbedarf. Die gesetzlichen Vorgaben sind auf Punkt und Beistrich einzuhalten“, kritisierte er säumige Unternehmen.

Ritzberger-Moser verwies auf eine Beratungs-und Kontrolloffensive der Arbeitsinspektion seit der Novelle des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes 2013. In ca. 36 % der Fälle musste 2014 eine schriftliche Aufforderung an die Betriebe erfolgen, Mängel zu beheben. Die meisten Beanstandungen der Arbeitsinspektion erfolgten im Einzelhandel, in der Gastronomie und im Gesundheitswesen.

Fachtagung informierte über arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse, Trends und Maßnahmen

In drei Fachvorträgen wurde das Thema „psychische Belastungen“ von verschiedenen Seiten beleuchtet: Univ.-Prof. Dr. Jürgen Glaser vom Institut für Psychologie der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck betonte, dass es erforderlich sei, Arbeitsprozesse im Sinne lebenslangen Lernens sowie je nach individuellen Lebens- und Bedürfnislagen (z.B. alternsgerecht, familienunterstützend) und veränderbar zu gestalten. Dies sei wichtig, um neben der Gesundheit der Beschäftigten auch Innovation und Kreativität in Unternehmen zu ermöglichen

„Menschengerechte Arbeit muss nicht nur ausführbar sein, sondern Mitarbeiter/innen sollen auch daran wachsen können“, so Mag.a Veronika Jakl, Leitung von Arbeitspsychologie Jakl in Wien, und Mag.a Sigrid Schmiedl, MA, Inhaberin Arbeitspsychologisches Consulting Wien. Ein Negativ-Beispiel: Die Krankenschwester, die im medizinischen Labor tagaus, tagein Blut abnimmt. „Persönlichkeitsfördernd ist das nicht“, sagte Jakl. Hier könne durch Job-Rotation Abhilfe geschaffen werden.

„Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Arbeitswelten und Arbeitsbedingungen wachsen, dennoch nehmen psychische Belastungen generell zu. Während sich in einem Teil der Arbeitswelt der Handlungs- und Entscheidungsspielraum deutlich ausweitet, was zum Burn-out führen kann, ist auf der anderen Seite das Fließband mit standardisierten Tätigkeiten nach engen Vorgaben sozusagen auch in manche Büros eingedrungen“, so Univ.-Prof. Dr. Jörg Flecker vom Institut für Soziologie, Universität Wien.


Themen-Workshops von Datenschutz bis zu Erfolgsfaktoren

Im Anschluss an die Vorträge fanden interaktive Themen-Workshops für die Teilnehmer/innen unter der Leitung von Vertreter/innen von Forba (Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt, Wien), GPA-djp (Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier), FAOW (Fachforum für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie) sowie des Zentral- Arbeitsinspektorates, der Arbeitsinspektion und der AK statt. Diskutiert wurden die Themen Datenschutz, Herausforderungen im Rahmen der präventivdienstlichen Tätigkeit - also der Tätigkeit von Sicherheitsfachkraft, Arbeitsmedizin und sonstigen Fachleuten, wie Arbeitspsycholog/innen im Betrieb - Arbeitsplatzevaluierungen in kleinen und mittleren Unternehmen sowie Erfolgsfaktoren für eine wirkungsvolle  Umsetzung der Arbeitsplatzevaluierung.

Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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