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Storytelling - So können Sie Alltagsgeschichten für Prävention nutzen

Eine richtige gut konstruierte Geschichte braucht viel Gehirnschmalz und Überlegungen. Das geht nicht so aus der Hüfte geschossen.

In der Podcast-Episode 99 geht es um Geschichten. Aber nicht irgendwelche Geschichten, sondern um die Kunst des Storytellings! Danach wissen Sie, wie Sie Ihre kleinen Geschichten aus dem Alltag verwenden können, um damit die Prävention zu unterstützen und Leute zu motivieren.

Wenn ich als Arbeitspsychologin in eine Firma komme und das Thema "psychische Belastungen" vorstelle, dann mache ich das gerne mit konkreten Praxisbeispielen, die ich schon in anderen Unternehmen erlebt habe. Also anhand von Beispielen aus meinem Arbeitsalltag. Das klappt wunderbar!

Es ist eine tolle Methode, um Menschen zu überzeugen oder um Gespräche / Vorträge interessanter zu gestalten. Man wird mit solchen Geschichten menschlicher & bietet Anknüpfungspunkte für tiefere Gespräche, v.a. wenn es persönliche Geschichten sind.

Dieses Jahr beim Kongress "Pioniere der Prävention 2022" habe ich Profis dazu interviewt: Sigrid Hauer und Clara Röder. Sie haben einen Vortrag gehalten über Storytelling. Und erklärt, wie man professionelle Geschichten aufbaut. Wie man sich genau überlegt:

  • Wer ist die Heldin oder der Held in einer Geschichte?
  • Wie baue ich Spannung auf?
  • Wie führe ich perfekt durch den Spannungsbogen bis zum großen Finale?

Ich will das Ganze eine Nummer kleiner halten. Denn eine richtige gut konstruierte Geschichte braucht viel Gehirnschmalz und Überlegungen. Das geht nicht so aus der Hüfte geschossen.

Aber es gibt auch die Möglichkeit Geschichten aus unserem Alltag zu verwenden. Auch das kann sehr eindrücklich sein. Und das kann man üben, so dass man auch spontaner in Gesprächen diese Technik einsetzen kann.

Was ich mit solchen Alltagsgeschichten meine, hören Sie an einem Beispiel in dieser Podcast-Folge, das Sigrid Hauer damals gebracht hat aus ihrem Alltag. Den ganzen 1,5-Stunden-Vortrag rund um Storytelling von Sigrid Hauer und Clara Röder gibt's natürlich in der Akademie-Bibliothek (für die Mitglieder abrufbar). Also gerne reinschauen unter www.pionierederpraevention.com/bibliothek .

Ich möchte Ihnen gerne noch 2 weitere Beispiele erzählen, nämlich, wie ich Geschichten aus meinem Leben schon für solche Analogien verwendet habe.

Die erste Geschichte

Die erste Geschichte ist keine schöne Geschichte. Es geht um etwas, das ich Mitte Februar nach der Geburt meiner Tochter erlebt habe. Aber keine Sorge: Die Geschichte hat ein gutes Ende!

Beginnen wir mit dem Schönen: Am 1.2. wurde meine Tochter geboren. Kerngesund, über 4kg schwer und einfach großartig. Nach einigen Tagen sind wir nach Hause übersiedelt und haben uns als Familie schnell eingespielt.

Auch mir ging es bald sehr gut und ich konnte wieder berufliche Themen am Handy mitverfolgen während der Baby-Schlafphasen. 2 Wochen lang haben wir uns erfreut an unserem neuen Glück.

Dann wurde es ungemütlich. Es startete mit Brechdurchfall. Zuerst ich, dann mein Mann. Wir waren jeweils 2 Tage komplett außer Gefecht. Das Baby bekam gottseidank nichts mit.

Ich war ziemlich geschwächt. Und habe dann auch nur im Liegen gestillt. Dann kamen Schmerzen "zwischen den Rippen". Ich dachte: Schlecht gelegen, Muskelverspannung und deshalb bekomme ich nicht mehr gut Luft. Schleichend, aber immer stärker wurden dann auch die Schmerzen in der rechten Wade.

Nach 4-5 Tagen war der Magen von uns beiden wieder OK, aber meine Wadenschmerzen wurden immer stärker. Also bin ich zum Hausarzt gegangen. Dann ging es leider recht schnell: Überweisung sofort ins Spital, Notaufnahme, Blutabnahme und CT.

Ergebnis: Thrombose & beidseitige Lungenembolie. Es folgte ein mehrtägiger Spitalsaufenthalt. Wenigstens gemeinsam als Familie, damit die Kleine gut versorgt werden konnte.

Mein Fazit?

Ich war immer stolz darauf, dass wir in der Firma Krankheitsanzeichen ernst nehmen. Da wurde ich auch schon von Mitarbeiterinnen wieder heimgeschickt, wenn ich krank aussah.

Diesmal habe ich es bei mir selbst nicht ernst genug genommen. Leider. Ich wollte einfach eine gute Mama sein und "funktionieren". Aber das klappt langfristig nur, wenn man auf den eigenen Körper hört! Es hätte auch anders ausgehen können ...

Eigentlich ist es peinlich als Präventionsexpertin. Aber es soll Ihnen zeigen: Es kann jede/n erwischen!

Deshalb: Achten Sie auf sich, ihre Gesundheit und auch auf Ihre Mitmenschen. Schicken Sie sie heim, wenn sie krank ausschauen. Ermuntern Sie diese im Zweifel zu einem Arztbesuch. Achten Sie auf Veränderungen! Das könnte Leben retten.

Jetzt haben Sie so eine Geschichte vielleicht selbst noch nicht erlebt. Oder vielleicht wollen Sie einfach darüber nicht im Berufskontext sprechen. Das ist auch OK. Darum hier noch ein anderes Beispiel:

Die zweite Geschichte

Das ist eine kleine Geschichte über Tomaten und Erfolg / Ausdauer.

Am Nachhauseweg habe ich einmal zufällig die Mutter meiner langjährigsten Freundin getroffen. Sie wohnt 2 Straßen weiter. Sie meinte zu mir: "Ich bin letztens bei euch vorbeigegangen. Wow, du und deine Eltern, ihr habt echt große und viele Tomaten in den Gärten stehen! Das ist echt beeindruckend!" Da habe ich gelacht und mich brav bedankt.

Sie dann weiter: "Was könnt ihr eigentlich nicht? Ihr könnt selbst Häuser bauen, handwerken und auch Tomaten züchten!" Daraufhin habe ich geantwortet: "Naja, wir können nicht ALLES. Aber man kann ja alles ausprobieren und lernen ..."

Sie: "Aber bei mir werden die Tomaten einfach nichts. Die bleiben klein und irgendwann kommen die Schnecken und essen alles auf." Ich: "Wir düngen eben viel mit Grünschnitt, Hornspänen, Pferdemist und so. Dann klappt das." Sie: "Nein, das ist mir zu mühsam. Da gebe ich dann irgendwann auf."

Da war es mir klar: Hier geht es nicht um "etwas können" sondern um Ausdauer. Denn, ganz ehrlich: Tomaten pflanzen hat nichts mit Talent zu tun. Und damit kann es JEDE/R, der nur genug Willen hat, Freude am Experimentieren und Ausdauer mitbringt! So ist es doch auch mit dem Erfolg im Business und bei Beratungen, oder?

Nehmen Sie sich mit:

Jede/r von uns erlebt tagtäglich kleine Begebenheiten, die man verwenden kann.

Wichtig:

Was will ich meinem Gegenüber mitgeben? Wenn man sich da mal reingedacht hat, dann finden sich die Geschichten von allein.

 

Beobachtungsaufgabe:

Schreiben Sie eine kleine Begebenheit von heute auf in Ihrem Notizbuch oder in Ihrer Notiz-App am Handy. Irgendetwas, das Sie heute erlebt haben. Vielleicht wird daraus ja einmal eine Geschichte mit Moral/Learning für andere.

 

Weitere Empfehlungen:

Podcast-Episode 8: "Die Macht des Schweigens"

Podcast-Episode 74: "Was Judo & Coaching gemeinsam haben"

Vortrag "Business-Storytelling im Arbeitsschutz" von Sigrid Hauer und Clara Röder  

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Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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