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karriere.at: Der meiste Stress im Job kommt durch schlechte Kommunikation

karriere.at: Der meiste Stress im Job kommt durch schlechte Kommunikation karriere.at

“Wir Arbeitspsychologen freuen uns, dass gerade entdeckt wird, was alles möglich ist.” So kommentiert Veronika Jakl das erste Jahr der Gesetzesnovelle zum Arbeitnehmerschutz, die neben den körperlichen auch die psychischen Gefahren im Job sichtbar macht. Seit mittlerweile gut einem Jahr werden die Evaluierungen durchgeführt. Diese zeigen unter anderem auf, was Arbeitnehmer wirklich krank macht.

 

Hohe Fluktuation und Krankenstandstage als Konsequenz

Die Zahl der Arbeitsunfälle in Österreich ist seit Einführung des Arbeitnehmerschutzgesetzes am 1. Jänner 1995 stark gesunken. Nun ist es an der Zeit, auch bei den psychischen Erkrankungen nachzuziehen, kommentiert Jakl die betreffende Gesetzesnovelle, die seit 1. Jänner 2013 in Kraft ist. Das erste Fazit der Expertin ist überwiegend positiv: “Aktuell habe ich es mit vielen Firmen zu tun, denen die Gesundheit der Mitarbeiter ohnehin sehr am Herzen liegt – und das ist mehrfach gut. Denn wird die Evaluierung als reine Pflichterfüllung gesehen, auf die keine Verbesserung folgt, ist das einfach schade. Meistens merken es diese Unternehmen jedoch selbst und zwar an hoher Fluktuation und vielen Krankenstandstagen.”

“Nun ziehen die anderen Arbeitgeber nach”

Konkret bringt die Novelle eine Verpflichtung für die Arbeitgeber mit sich – nämlich, die Evaluierungsverpflichtung hinsichtlich der psychischen Belastungen am Arbeitsplatz. Viele Firmen jedoch, so die Arbeitspsychologin, sehen die Erhebung als positiven Anstoß für weitere Gesundheitsmaßnahmen. “Am Anfang haben vor allem jene Firmen, die ohnehin schon sehr viel für ihre Mitarbeiter tun, an der Evaluierung teilgenommen. Nun ziehen die anderen Arbeitgeber nach.” Aktuell sind auch die Arbeitsinspektorate unterwegs, um die Firmen auf ihre neue Pflicht hinzuweisen. Viel Arbeit für die rund 650 zertifizierten Arbeitspsychologen in Österreich – “aber das ist gut so””, meint Jakl.

“Experten für ihren eigenen Arbeitsplatz”

Die Frage der Fragen lautet jedoch: Was macht die Arbeitnehmer krank? “Am häufigsten scheitert es an der Kommunikation im Team. Einerseits zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, andererseits auch zwischen den Abteilungen. “Daraus entsteht dann unter anderem Stress, Zeitdruck und schlechtes Klima. Und genau diese Dinge machen auf Dauer krank”, weiß Jakl. Wie aber kann die Evaluierung konkret helfen? “Wir beziehen die Mitarbeiter selbst stark mit ein. Sie sind schließlich die Experten für ihren eigenen Arbeitsplatz und können sagen, welche Verbesserungen – etwa in der Kommunikation – nötig sind.” Daraus werden Handlungsvorschläge erarbeitet, die dann von den Unternehmen umgesetzt werden.

Bis 2015 sollen alle Mitarbeiter informiert sein

Wie viel Prozent der heimischen Firmen bereits auf mögliche Fehlbelastungen untersucht wurden, lässt sich schwer schätzen. “Ich hoffe stark, dass bis Ende 2015 die meisten Mitarbeiter zumindest schon einmal von dem Programm gehört haben”, so die Psychologin. Denn das Ziel hinter der Novelle ist ein bedeutendes: Die Reduzierung von psychischen Erkrankungen sowie daraus resultierenden Krankenstandstagen und Frühpensionierungen. “Es ist keine Tragödie, dass man das als Arbeitgeber jetzt machen muss”, beruhigt Jakl die Unternehmensvertreter. “Wir können hier individuell vorgehen und für jeden Betrieb passende Lösungen finden.” Die Klientel von Jakl selbst ist ebenfalls bunt geschmischt – von der Bank über einen Hersteller landwirtschaftlicher Maschinen bis hin zum Gefängnis oder Windradproduzenten ist alles dabei.

Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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