Trend.at : Rauchen im Job und Rauchpausen spalten Kollegen
Rauchen ist nicht nur in der Gastronomie, sondern auch am Arbeitsplatz ein heiß diskutiertes Thema. Mittlerweile greifen die Maßnahmen zum Schutz der Nichtraucher am Arbeitsplatz, doch angesichts der wiederkehrenden und akzeptierten Rauchpausen fühlen sich Nichtraucher benachteiligt. Einer Umfrage des Jobportals karriere.at zufolge sehen Führungskräfte Rauchpausen noch kritischer als die Arbeitnehmer.
Dauerthema Rauchen: Nicht nur in der Gastronomie erhitzt der blaue Dunst die Gemüter. Auch im Arbeitsleben gibt es immer wieder Differenzen zwischen Nichtrauchern und Rauchern. Zwar immer seltener wegen unmittelbarer Belästigung durch Zigarettenrauch, sondern eher wegen der Zeit, die Rauchpausen in Anspruch nehmen. karriere.at, Österreichs größtes Jobportal, befragte dazu seine User per Online-Voting: Macht Rauchen im Job unproduktiv?
Nicht unbedingt entspannt scheint in vielen heimischen Büros die Stimmung zwischen Rauchern und Nichtrauchern zu sein. Denn wie ein Online-Stimmungsbild unter karriere.at-Usern auf Arbeitnehmerseite ergab, steht mehr als die Hälfte der 611 Befragten Zigarettenpausen kritisch gegenüber. So sagen 24 Prozent, dass Rauchen allein schon deshalb unproduktiv macht, weil dadurch Arbeitszeit verloren geht. Etwas mehr (30 Prozent) glauben, dass sich die Unterbrechungen des Arbeitsflusses negativ auf den Output auswirken.
Arbeitspsychologin Veronika Jakl kennt noch einen weiteren Grund, weshalb Rauchen das Betriebsklima beeinträchtigen kann: Nichtraucher fühlen sich ihren Kollegen gegenüber benachteiligt: “Es gibt das Gefühl der Ungerechtigkeit, weil beispielsweise die Raucher alle 40 Minuten fünf Minuten Rauchpause machen. Das kann das Organisationsklima stark stören.” Einige Arbeitgeber haben aus diesem Grund auch schon fixe Regeln für Rauchpausen eingeführt. Für Rauchpausen muss man sich dann z.B. im Zeiterfassungssystem ausstempeln. Wenn sich Nichtraucher benachteiligt fühlen, sollten sie das nicht aussitzen, empfiehlt Jakl. Wenn es einen Betriebsrat gibt, können diese Regelungen auch in einer Betriebsvereinbarung festgehalten werden.
Mit 30 Prozent meint hingegen knapp jeder Dritte, dass Rauchpausen die Kreativität fördern und Ideen bringen. 16 Prozent sehen diese sogar als Faktor eines guten Zeitmanagements und sagen: „Rauchen spart Besprechungszeit“.
ARBEITGEBER WENIG ERFREUT ÜBER ZIGARETTENPAUSEN
Wenig überraschend sind die Vertreter der Arbeitgeberseite bei Rauchpausen kritischer – insgesamt knapp zwei Drittel sehen diese als Produktivitätskiller, das ergab die Befragung von 196 HR-Managern, Führungskräften und Unternehmern. Für 42 Prozent sind in erster Linie die Unterbrechungen der Arbeitsabläufe das größte Problem, jeden Fünften (19 Prozent) stört die dadurch verloren gegangene Arbeitszeit. Ein Viertel, nämlich 26 Prozent der Arbeitgebervertreter, finden, dass Zigarettenpausen oft gute Ideen bringen. Die wenigsten (13 Prozent) glauben, dass Raucher Besprechungszeit sparen.
„Am Raucher-Thema zeigt sich, wie wichtig eine transparente und vor allem gerechte Einteilung der Arbeitspausen in Unternehmen ist“, kommentiert karriere.at-Geschäftsführer Jürgen Smid das Umfrageergebnis. Gibt es beispielsweise keine zeitlich klar vorgegebenen Arbeitspausen, so sollten alle Mitarbeiter – egal ob Raucher oder nicht - gleichermaßen die Möglichkeit haben, sich zwischendurch kurze Auszeiten zu nehmen. Smid: „Im Sinne eines positiven Teamgefüges sollte keinesfalls von Nichtrauchern erwartet werden, dass diese durchgehend die Stellung halten, während ihre Kollegen mehrmals täglich auf Zigarettenpause sind.“
Arbeitspsychologin Jakl rät dagegen auch Nichtrauchern zu regelmäßigen Pausen: "Spontan wird die Arbeit bei Nichtrauchern häufig erst dann unterbrochen, wenn die Arbeit schon als zu anstrengend oder ermüdend empfunden wird", weiß sie. Aus arbeitspsychologischer Sicht wäre es dann allerdings eigentlich schon zu spät. Raucher hätten häufiger einen Pausenrhythmus von etwa 90 Minuten, der für Jakl sogar günstig ist.
Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
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