Psychologische Sicherheit - Wozu in der Präventionsberatung?
Was ist psychologische Sicherheit? Und wozu brauchen wir diese genau, wenn wir gute Präventionsarbeit leisten wollen?
In der Podcast-Episode 171 geht es um psychologische Sicherheit. Das hat nichts mit Arbeitssicherheit im engeren Sinne zu tun. Aber es ist unglaublich wichtig, wenn man in der Arbeitssicherheit oder auch im BGM erfolgreich sein will.
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Psychologische Sicherheit ist ein zentrales Thema für PräventionsexpertInnen. Deshalb habe ich dazu einen eigenen Online-Kurs gemacht in der Online-Akademie für Pioniere der Prävention und das Thema ist auch Teil des Lehrgangs für Bedürfnisorientierte Prävention.
Eine kleine Geschichte dazu
In einer großen Baufirma arbeitet Mark seit Jahren als erfahrener Maurer. Aber ein paar Dinge machen ihm schon Sorgen: Die Absturzsicherungen werden manchmal zu spät geliefert und dann wird trotzdem schon weitergearbeitet ohne Sicherung.
Marks Chef reagiert immer abfällig auf seine Bedenken und tut sie als überbesorgt oder ihn als "Trottel" ab. Er macht sich über Mark lustig und weist seine Warnungen zurück, indem er sagt: "Mark, Du übertreibst mal wieder. Wir haben hier noch nie Probleme gehabt. Hör auf, ein Angsthase zu sein und mach einfach Deine Arbeit. Die Sicherheit ist in Ordnung, und Du machst Dir unnötig Sorgen."
Diese Reaktionen des Chefs führen dazu, dass Mark sich nicht ernst genommen fühlt und letztendlich schweigt, um Konflikte zu vermeiden und keine zusätzliche Arbeit auf sich zu nehmen.
Und eines Tages passiert es dann:
Hannes, ein Arbeitskollege von Mark, hat einen Arbeitsunfall. Er verliert das Gleichgewicht, als er auf einer Mauer in 2,5m Höhe balanciert. Er wollte eine Dichtung anbringen bevor die Geschoßdecke draufkommt. Und er hatte keine Absturzsicherung. Weil sie noch nicht da war. Hannes trägt schwere Verletzungen davon.
Mark hat nun ein ganz schlechtes Gewissen! Und er nimmt sich vor, nie mehr zu schweigen sondern auch gegen den Strom zu schwimmen. Aber das ist gar nicht so leicht ...
Kennen Sie solche oder ähnliche Fälle?
So etwas kommt leider viel zu häufig vor. Oft passiert nichts, manchmal kommt es zu Arbeitsunfällen, und einmal war fast die ganze Welt betroffen von fehlender psychologischer Sicherheit: Bei der Nuklearkatastrophe im April 1986 in Chernobyl. Dieses Unglück basiert zum Teil auch darauf, dass Leute zwar etwas gesehen haben, gewusst haben, dass da unsichere, schlechte Arbeitsbedingungen herrschen, sich aber nicht getraut haben, wirklich nachhaltig darauf zu bestehen, dass etwas verändert wird. Weil die psychologische Sicherheit nicht gegeben war.
Was ist psychologische Sicherheit?
Glaube, dass niemand bestraft oder niedergemacht wird für das Einbringen von Ideen, Fragen, Bedenken oder Fehlern (Edmondson, 2014)
Psychologische Sicherheit ist wichtig, wenn man gegenseitig voneinander abhängig ist und wenn die Zukunft unklar ist.
Warum ist das Thema wichtig?
Notwendig in der Prävention für:
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Sprechen über unsichere und ungesunde Arbeitsbedingungen
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Ansprechen von Fehlern und deren vermutete Ursachen
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Ansprechen von Problemen mit Führungskräften
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Ehrlich sagen, warum Maßnahmen nicht umgesetzt werden
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Offen Ideen sammeln für neue Maßnahmen. Dadurch können Arbeitsabläufe kontinuierlich verbessert und sicherer gestaltet werden.
Warum ist es schwierig?
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Externer Grund: In manchen Teams ist es nicht üblich über Schwächen zu sprechen und über Bedenken, die man hat. Entweder, weil nach außen immer alles super ist oder weil z.B. die Führungskraft den Anschein erweckt, alles unter Kontrolle zu haben und vom Team keine Ängste hören will.
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Fehlende Unterstützung durch Führungskräfte: Wenn Führungskräfte nicht aktiv die Bemühungen der Sicherheitsfachkräfte zur Förderung psychologischer Sicherheit unterstützen, können Beschäftigte das Gefühl haben, dass ihre Sicherheit nicht prioritär ist. Zum Beispiel, wenn Maßnahmen, die wir vorschlagen von der Geschäftsführung nicht umgesetzt werden, kann das ev. bei den Beschäftigten so ankommen, dass wir uns nicht genug dafür eingesetzt haben, um die Führungskräfte davon zu überzeugen.
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Grund, der in uns liegt: Wir sagen zwar vielleicht, dass wir mit Leuten offen reden wollen, aber machen unbewusst klar, dass es eigentlich für uns (jetzt gerade) nicht passt:
Wir haben im Arbeitsalltag keine Zeit, um den Leuten wirklich zuzuhören, die Sicherheitsbedenken äußern oder sich gestresst fühlen.
Manche von uns sind vielleicht zu wenig empathisch, wenn sich mal jemand öffnet. Manche wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Dann werden Bedenken heruntergespielt, vielleicht weil man das einfach fachlich anders sieht. Zum Beispiel, wenn sich jemand in einer Werkstatt darüber beschwert, dass man durchschnittlich 3 x im Jahr auch am Wochenende arbeiten muss, weil irgendetwas Unvorhergesehenes kaputt geworden ist. Jetzt kann ich als Arbeitspsychologin das wegwischen und sagen: "Geh bitte, ist nicht tragisch. Das ist eine Arbeitsbedingung, die nicht zwangläufig zu einer psychischen Erkrankung führt und das musst Du deshalb aushalten." Aber die Person sieht das höchstwahrscheinlich ganz anders! Wenn wir BeraterInnen nicht einfühlsam auf diese Bedürfnisse und Sorgen der Beschäftigten eingehen, kann dies dazu führen, dass sich diese nicht gehört oder unterstützt fühlen. Und dann werden sie sich nicht mehr an uns wenden.
Auf der Suche nach der besten Lösung wollen wir die Ursachen von Unfällen oder Erkrankungen genau herausfinden. Und auf diesem Weg passieren Schuldzuweisungen. Das Zuweisen von Schuld oder das Betonen von Fehlern einzelner Beschäftigter kann dazu führen, dass sich diese defensiv verhalten und weniger offen für konstruktive Diskussionen über Sicherheitsfragen sind. Und das fängt schon bei Nachschulungen nach Unfällen an!
Positive Folgen von psychologischer Sicherheit
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Mit vielen wünschenswerten Verhaltensweisen innerhalb eines Teams verbunden, z.B. sensibler Informationsaustausch, ...
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Hohes Engagement
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Lernen aus Fehlern im Team & verbesserte Informationsverarbeitung im Team
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Mehr Innovationen
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Weniger Arbeitsunfälle & Fehler!
Ich erzähle das mehr im Detail im Online-Kurs in der Online-Akademie bzw. im Lehrgang zu Bedürfnisorientierter Prävention. Dort lernen Sie auch, WIE konkret sie psychologische Sicherheit fördern können in Beratungsgesprächen und bei Unterweisungen bzw. Seminaren.
Weitere Empfehlungen:
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Podcast-Episode 23 "Kritisches Feedback geben ohne Drama"
-
Podcast-Episode 72: "Warum "Ja, aber" die wichtigste Unterbrechung ist"
-
Podcast-Episode 159: "Menschen als Sicherheitsrisiko?! Psychologische Einflussfaktoren auf Arbeitssicherheit"
Linktipps:
- Online-Kurs "Psychologische Sicherheit" mit Umsetzungstipps - Hier kostenlos ansehen als Akademie-Mitglied
- Lehrgang "Bedürfnisorientierte Prävention" - Hier informieren über Details und die nächsten Termine
Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
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