Selbstführung in stressigen Zeiten: So setze ich gerade Prioritäten
Der Satz "Ich habe es einfach nicht geschafft." ist in unserer leistungsorientierten Welt sehr oft mit Scham verbunden.
In der Podcast-Episode 219 erzähle ich Ihnen, warum es in den letzten Wochen keine neue Folge gab – und was Sie daraus für sich selbst lernen können.
Wir sprechen über Selbstführung, Selbstfürsorge, Prioritätensetzung und darüber, wie Sie als Beraterin oder Berater in der Prävention mit beruflicher Überlastung und hohen Anforderungen umgehen können – ohne sich dabei selbst zu verlieren. Reden wir also darüber, wie wir beide langfristig gesund und erfolgreich bleiben können!
Diese Podcast-Episode ist ein Blick hinter die Kulissen meines Business. Damit Sie sich etwas mitnehmen und reflektieren können, wie Sie mit solchen Situationen umgehen können.
Der Satz "Ich habe es einfach nicht geschafft." ist in unserer leistungsorientierten Welt sehr oft mit Scham und unangenehmen Gefühlen verbunden. Auch ich habe ihn in den letzten Wochen gedacht – als ich es nicht geschafft habe, wie gewohnt, jeden Dienstag eine neue Podcast-Episode zu veröffentlichen. Und ja, das hat mich gestört.
Denn seit Jahren ist dieser Podcast mein Herzensprojekt – und meine persönliche Konstante. Selbst während meiner Babypause gab es durchgängig den Podcast. Da habe ich nämlich Episoden für Monate im Voraus produziert. Aber im Moment hänge ich total: Manchmal gibt es Phasen, da geht einfach nicht alles gleichzeitig. Und das ist okay.
Warum ist das Thema so wichtig – gerade für uns in der Prävention?
Weil wir oft Vorbilder sind und sein wollen. Weil wir für andere da sind, Projekte vorantreiben, Fortbildungen geben, Lösungen entwickeln, ehrenamtlich aktiv sind – und dann auch noch unsere Familienzeit, unsere Gesundheit und unsere Energie im Blick behalten sollen.
Aber genau das ist auch der Haken:
Wenn wir selbst ausbrennen, helfen wir niemandem mehr. Weder unseren Klient:innen noch unseren eigenen Kindern.
Deswegen ist das Thema "Selbstfürsorge" so wichtig. Man darf – und soll – die eigenen Bedürfnisse ernst nehmen und sich z.B. bewusst Pausen gönnen. Bei mir ist das aktuell ein ganz wichtiges Thema. Denn:
-
Extern ist ganz viel los: Viele Aufträge und viele neue Projekte, Vorträge zu psychischen Belastungen und firmeninterne KI-Workshops, die ich gehalten habe, ... Dazu Einladungen zu spannenden Arbeitsgruppen wie zur Zukunft der Arbeitsmedizin und der Arbeitspsychologie.
-
Andererseits waren es auch interne Dinge: Ich habe z.B. gemeinsam mit einem Softwareentwickler meine Akademiebibliothek umgebaut, sodass auch Leute, die einen KI-Kurs kaufen, auf die gleiche Plattform gelangen und da eben auch dann Zugriff haben auf die jeweiligen Kurse, die sie gekauft haben und auf die jeweiligen Forumsteile. Diese Plattform habe ich vor fünf Jahren entwickelt, aber ich bin wirklich keine Softwareentwicklerin. Jedenfalls mussten wir da einige Dinge umstellen, um das zu ermöglichen.
-
Dann habe ich noch ehrenamtlich ein paar Aufgaben dazu übernommen: Ich bin z.B. im Judo-Weltverband zuständig für psychische Gesundheit. Da werde ich eine Fortbildung machen beim IOC, also beim Internationalen Olympischen Komitee. Ich bin da eben auch mit diesen im Austausch. Wir wollen eine Richtlinie gestalten für Großveranstaltungen wie Judo-Weltmeisterschaften, wie da mit der psychischen Gesundheit von Athletinnen umgegangen wird und solche Dinge. Für diese Aufgabe brauche ich auch noch Fortbildungen für das Thema "Mental Health im Spitzensport". Um die machen zu können, brauche ich wiederum einen offiziellen Englisch-Sprachtest, weil die Matura schon so lange her ist. Das kam dann auch noch alles dazu.
-
Zusätzlich haben wir jetzt noch - ich bin ja auch im Softwarebusiness - umgestellt von BASA 2 auf BASA 4. Ich habe ja vor mittlerweile zwölf Jahren eine Software-Sparte gegründet, wo wir mit Online-Befragungen psychische Belastungen erheben. Da haben wir jetzt grundlegend umgestellt.
Man sieht: Da war einfach sehr, sehr viel zu tun.
Ich habe mir immer gesagt, dass zahlende Kunden immer vorgehen. Das heißt, wenn es sich mal nicht ausgeht mit dem Podcast, dann tut mir das zwar sehr leid, aber dann ist es halt so. Natürlich gehen Kundenprojekte vor. Und meine eigene psychische Gesundheit hat natürlich auch Priorität.
Gleichzeitig ist meine Wochenarbeitszeit begrenzt: 37 bis 38 Stunden – nicht mehr. Ganz bewusst: Denn meine Tochter, meine Wochenenden und meine eigene mentale Gesundheit sind nicht verhandelbar. Und das ist auch gut so, weil ich merke auch, dass ich in dieser Zeit sehr produktiv und sehr fokussiert bin und vielleicht sogar manchmal mehr weiterbringe als früher, als ich auch problemlos 50 Stunden pro Woche im Büro gesessen bin.
Studien zeigen ja, dass gerade Menschen in helfenden Berufen – und dazu zähle ich als Präventionsberaterin ganz klar – ein höheres Risiko für Burnout habe.
Aber:
Wir können mit gutem Beispiel vorangehen. Wir können zeigen, dass Pausen nicht Zeichen von Schwäche sind, sondern von Professionalität. Dass es okay ist, manchmal zu sagen: "Heute nicht." Und dass Qualität vor Quantität geht – auch beim Podcasten.
Typische Denkfehler:
Es gibt ein paar typische Denkfehler in solchen stressigen Zeiten, dich ich ansprechen möchte:
-
"Wenn ich nicht alles schaffe, bin ich unzuverlässig." – Sie sind ein Mensch, kein Roboter. Es geht um richtiges Priorisieren.
-
"Andere schaffen das doch auch." – Wir sehen von anderen oft nur die Fassade, man weiß nicht, was dahinter steckt.
Lösungen?
-
Realistische Planung! Zeitblöcke zum Abarbeiten von Aufträgen im Kalender blockieren und nicht nur externe Termine.
-
Fokus auf das, was wirklich wichtig ist.
-
Ein Satz, den ich mir selbst oft sage: "Zahlende Kunden gehen vor – und meine Gesundheit auch."
-
Ich werde teurer. Ich habe Anfang des Jahres bereits wieder meine Consulting-Preise erhöht. Aber offenbar nicht genug. Und so lang es mehr Nachfrage gibt als ich Zeit zur Verfügung habe, kann ich teurer werden.
-
Ich muss mir selbst wieder mal die Lektion in meiner Online-Bibliothek anschauen zum Thema "Nein sagen"! Weil ich helfe gerne, aber ja, das ist ein Zeitproblem, wenn ich allen Leuten helfen will, die gern "einfach nur mal Feedback haben wollen" per E-Mail.
In meiner Online-Akademie gibt es auch einen Impuls, der heißt "Reduzieren für mehr Fokus". Manchmal wird einem der Arbeitsalltag einfach zu viel und zu kompliziert. Dann sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Da hilft es, sich zu reduzieren, um den eigene Fokus wiederzufinden.
Wann sollte man Aufgaben reduzieren?
Folgende Fragen sollen zum Nachdenken anregen, was Sie in Ihrem Arbeitsalltag reduzieren könnten:
-
Machen Sie regelmäßig Überstunden?
-
Machen Sie immer wieder Dinge, die Sie eigentlich nicht gut können?
-
Machen Sie Aufgaben, die inhaltlich einfach und eigentlich "unter Ihrem Gehaltslevel" sind?
-
Machen Sie Routine-Aufgaben, wo Sie immer dem gleichen Ablauf folgen?
-
Gibt es Projekte, die Sie überhaupt nicht freuen?
Es gibt grundsätzlich 3 Wege, wie man dann vorgehen kann:
Aufhören, delegieren oder automatisieren.
Mit wachsenden Technologie-Möglichkeiten - wie KI - kann man da natürlich auch immer mehr machen bei den Themen "Delegieren" und "Automatisieren".
Zusammenfassung:
-
Es ist völlig okay, auch mal etwas nicht zu schaffen.
-
Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern Voraussetzung für langfristigen Erfolg.
-
Ihre Gesundheit und Ihre Familie haben Priorität.
-
Qualität vor Quantität – auch beim Podcasten, Beraten und Entwickeln.
Ihre Aufgabe der Woche:
Reflektieren Sie Ihre letzten zwei Wochen: Wo haben Sie sich selbst zu viel zugemutet? Und was könnten Sie in Zukunft loslassen, delegieren oder verschieben, ohne schlechtes Gewissen? Notieren Sie drei konkrete Dinge, die Sie loslassen wollen – und feiern Sie sich dafür!
Wie ist das bei Ihnen? Schreiben Sie mir gerne ein E-Mail oder eine Direktnachricht auf LinkedIn.

Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
Related items
- Teilnahmequoten erhöhen - 5 Strategien bei freiwilligen Events
- Mit eigenen Songs Seminare lebendiger starten – auch wenn Sie nicht singen können
- Sichtbarkeit erhöhen als Selbstständige:r
- Wie beginnen mit ChatGPT & Co? So nutzen Sie KI ohne komplizierte Prompts im Arbeitsalltag
- Wie KI-Stimmen Ihre Prävention verbessern können - 10 Einsatzmöglichkeiten