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5 Dinge, die im BGM fast alle falsch machen

Die Fehler können dazu führen, dass man nicht ernst genommen oder auch als nervig wahrgenommen wird. Und das wollen wir alle nicht, oder?

In der Podcast-Episode 77 sprechen wir über die 5 Fehler, die fast alle im betrieblichen Gesundheitsmanagement falsch machen. Und natürlich bekommen Sie Ideen, was Sie stattdessen machen können.

Heute reden wir also über etwas Unangenehmes. Über Dinge, die sehr viele Leute falsch machen, wenn sie im betrieblichen Gesundheitsmanagement unterwegs sind. Falsch im Sinne von: Nicht so hilfreich für die Beschäftigten bzw. für den Erfolg des Gesundheitsmanagement-Systems. Und natürlich reden wir auch darüber, was Sie hier besser machen sollten, damit Sie wirklich etwas bewegen können mit Ihrer Arbeit. Damit Sie Leute motivieren zu mehr Gesundheit und für gelungene Implementierungen in Firmen.

Ich selbst bin ja Arbeitspsychologin. Deshalb kenne ich mich natürlich mit der BGM-Säule rund um Arbeitsschutzmanagement sehr gut aus.
Vor ca. 2 Jahren habe ich dann auch die Ausbildung gemacht zur betrieblichen Gesundheitsmanagerin, um Ahnung zu haben von BGM und betrieblichem Eingliederungsmanagement.
Zusätzlich habe ich viel Kontakt zu BGM-ManagerInnen, weil viele meiner Akademie-Mitglieder im BGM arbeiten. Sowohl innerbetrieblich als auch als Externe.

Deshalb maße ich mir an, dass ich heute diese 5 Dinge offen anspreche. Einfach weil sie mir schon viel zu oft untergekommen sind.

Ich weiß, viele - nein, alle - BGMler wollen gute Arbeit leisten, wollen andere motivieren und nachhaltige Systeme aufsetzen, aber leider machen sie am Weg auch oft Fehler. Und das kann dann zum Gegenteil führen! Das kann dazu führen, dass man nicht ernst genommen wird. Oder dass man als nervig wahrgenommen wird. Und das wollen wir alle nicht, oder?

5 Dinge, die viele Leute im BGM falsch machen

1) Versuchen, Leute zu gesundem Verhalten zu überreden

Beispiel:
Wie kann ich die Leute dazu bringen mit dem Rauchen aufzuhören oder sich mehr zu bewegen?
Für mich impliziert das, dass das Menschen sind, die das nicht wollen. Und man kann Leute nicht zu Maßnahmen wie Sportprogrammen überreden, die Energie und Zeit kosten, wenn die Person selbst nicht mehr Nutzen darin sieht.

Wenn man Leute zu etwas drängen will oder überreden mit Argumenten, für die sie nicht empfänglich sind, dann landet man hier: Druck erzeugt Gegendruck. Und das ist nicht sinnvoll.

Das Überreden bringt nichts. Das, was es eher braucht, ist motivierende Gesprächsführung. Es geht um Gespräche auf Augenhöhe.

Wir können immer nur den nächsten Schritt anbieten. Wenn jemand kein Problembewusstsein hat, dann ist es unsere Rolle zuerst mal Infos anzubieten, um Problembewusstsein überhaupt zu erzeugen (z.B. den Zusammenhang zwischen zu wenig Bewegung im Bürojob und vorhandenen Rückenschmerzen aufzeigen).

Und erst dann, wenn die Person überhaupt ein Problembewusstsein entwickelt hat, kann ich den nächsten Schritt anbieten. Also z.B. ein konkretes Angebot der Firma (z.B. für BGF-Maßnahmen).

 

2) Nicht-Commitment persönlich nehmen

Wenn niemand zu Maßnahmen / Interventionen / Workshops / Vorträgen kommt, kann das so viele Gründe haben.

Beispiele:
Falsche Zeit, zu wenig Werbung, Werbung mit falschen Argumenten, KollegInnen sind nicht dabei (man will nicht die/der Einzige der Abteilung sein), nicht in Kernarbeitszeit, anderes Gebäude, zu viele andere Dinge zu tun (z.B. Jahresabschluss), ...

Also: Nicht persönlich nehmen! Und ich bin mir auch sicher: Die Leute, die da nicht kommen, die sind nicht grundsätzlich gegen Gesundheit!

Man muss eben den spezifischen Grund finden, warum dieses Angebot gerade so nicht gepasst hat. Und das braucht Zeit.

 

3) Maßnahmen nicht evaluieren

Seien Sie mal ehrlich zu sich selbst: Überprüfen Sie IMMER die Wirksamkeit Ihrer Maßnahmen und Veränderungen?

Wissenschaftlich gesehen ist es relativ einfach: Messung Zustand vorher - Messung Zustand nachher – Vergleichen.

Das klingt am Papier einfach. Doch gerade im BGM ist es aber oft nicht einfach. Beispielsweise, weil keine Zeit dafür ist, weil der Auftraggeber es nicht bezahlt, … Oder weil es ganz viele andere Einflüsse gibt in einer Organisation, so dass sich eine Veränderung nicht unbedingt kausal auf die Intervention zurückführen lässt.

Viel zu oft gilt aber das "Prinzip Hoffnung". Man "hofft", dass diese Maßnahme funktioniert. Aber die konkrete Wirkung von Maßnahmen ist zu oft unklar.

Das Mindeste, das Sie tun sollten: Die Zufriedenheit von KundInnen oder Teilnehmenden abfragen.
Idealerweise: Berechnung des finanziellen return-on-investment. Und ja, das ist herausfordernd! Aber wenn man etwas Konkretes berechnen kann (es muss ja nicht der finanzielle return-on-investment sein, es kann auch etwas dazwischen sein), dann ist das super, weil:
  1. Beteiligte sind motivierter
  2. Firma kann intern das Projekt rechtfertigen
  3. Super Werbung für neue Projekte

 

Empfehlung dazu:

  1. Evaluationsmodell nach Kirkpatrick & Philips: https://pionierederpraevention.com/courses/projekterfolg-erkennen/
  2. Aufzeichnung "Kennzahlen im BGM": https://pionierederpraevention.com/courses/kennzahlen-im-bgm/ (zeigt auch auf, wo man vorsichtig sein muss mit Kennzahlen)

 

4) Geschäftsführung nicht auf Augenhöhe begegnen

Leider sind viele zu oft unterwürfig, v.a. innerbetriebliche BGMler. Diese sind zu sehr gefangen in der eigenen Hierarchie. Denn Sie sind der Geschäftsführung unterstellt.

Nachteile:
Dann traut man sich nicht unangenehme Dinge anzusprechen. Und man ist nicht lästig/hartnäckig genug, wenn es um ein neues Projekt oder die Einführung von Systemen geht.
Wichtig:
Es geht mir ja nicht darum, dass man unhöflich ist. Aber eben auch nicht unterwürfig sein!

Sie wollen ja das Beste für die Firma und die Beschäftigten. Aber Sie haben eben einen anderen Blick darauf als die Geschäftsführung und deshalb andere Prioritäten. Wenn uns eine Firma am Herzen liegt, müssen wir auch manchmal über uns hinaus wachsen und auch unangenehme Gespräche führen und z.B. mit der Geschäftsführung auf Augenhöhe reden. Denn GeschäftsführerInnen sind ja auch nur Menschen! Diese kochen auch nur mit Wasser ...

 

5) Jedes Projekt neu angehen

Das heißt, es gibt keine Standardisierung in den Angeboten. Wenn Sie das interessiert, empfehle ich Ihnen die Podcast-Episode 51: "Warum individuelle Angebote mühsam sind und was man dagegen tun kann".

Warum ist es schlecht, wenn man jedes Projekt frisch durchdenkt?

  1. Viel Einarbeitungszeit
  2. Längere oder mehrere Erstgespräche, bis ich genau weiß, was ich anbieten soll
  3. Bei jeder Beratung das ganze Fachwissen aufs Neue durchüberlegen müssen, welche Interventionen hier am besten passen könnten

Und insgesamt kostet das sehr viel Zeit! Und ich kann mir nicht sicher sein, dass es immer die beste Lösung ist. Deshalb ist es wichtig, dass man gewisse Abläufe auch standardisiert und das Rad nicht immer wieder neu erfindet.

Ist die Lösung eine goldene Schablone? Nein, nicht unbedingt! Firmen sind natürlich unterschiedlich. Oder auch einzelne Abteilungen. Man muss nicht alle über einen Kamm scheren, aber eine gewisse Standardisierung ist so hilfreich!

Wenn Sie das heute interessiert hat, Sie aber eigentlich im Bereich Arbeitssicherheit unterwegs sind, dann hören Sie mal rein in Episode 29: "Fünf Dinge, die fast alle falsch machen in der Arbeitssicherheit".

Wie ist das bei Ihnen? Schreiben Sie mir gerne auf LinkedIn oder Twitter - #pionierederpraevention .- oder wenn Sie schüchtern sind, geht auch eine Direktnachricht ;-)

Und wenn Sie bereit sind Ihre Überzeugungskraft zu steigern und sich auszutauschen mit einem großen Netzwerk von KollegInnen aus der betrieblichen Prävention: Schauen Sie vorbei unter www.PioniereDerPraevention.com . Denn wir wissen beide: Um wirklich etwas zu bewegen in Arbeitssicherheit & Gesundheit braucht es mehr als Fachwissen!

Feedback und Fragen an Veronika Jakl:
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Veronika Jakl auf LinkedIn:
Hier geht es zur Online-Akademie "Pioniere der Prävention":
Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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